Sonntag, 3. Oktober 2010

Al Final

Während meines Aufenthalts in Nicaragua habe ich mich oft gefragt "Wie ist es wohl, wenn ich wieder zu Hause bin?". Jetzt bin ich seit 2 Tagen wieder in Deutschland und irgendwie habe ich das Gefühl, dass sich kaum was getan hat. Es ist wieder kalt, genauso kalt wie als ich im März gefahren bin, ich habe wieder meine Winterjacke an und Darmstadt würde ich nicht als eine Stadt der rasanten und ständigen Umbrüche beschreiben.

Doch wenn ich an das letzte halbe Jahr zurück denke, zieht es mir im Bauch und ich werde sehnsüchtig. Was interessant ist, da ich mich eigentlich auch oft mal nach Hause gewünscht habe während meiner Zeit in Nicaragua. Doch durch die Linse der Erinnerung sieht alles einmalig, wunderbar und durch und durch toll aus. Ist bestimmt auch gut so.

Ich späre wie die Krake namens "Alltag" langsam wieder seine Tentakel nach mir ausstreckt. Nächste Woche werde ich ein WG Zimmer in Marburg suchen und in zwei Wochen gehts schon los mit meinem Master Studiengang Friedens- und Konfliktforschung. Puh.

Meine Zeit in Nicaragua hat mich schon dahin geprägt, dass ich jetzt in der Lage bin, Deutschland anders wahrzunehmen. Auf einmal merke ich wie ordentlich, ruhig, strukturiert und sicher hier alles ist. Wie ich mir keinerlei Gedanken um meine Wertsachen mache, wenn ich in die Stadt gehe. Auch nach Anbruch der Dunkelheit durch die Gegend zu laufen ist kein Problem. Die Autos hupen nicht. Der Müll landet im Mülleimer. In den Bussen ist Platz... Und die Menschen ziehen gemütlich ihre Bahnen. Das mach ich jetzt auch wieder.

Zum Abschluss habe ich nochmal ein kleines Video von meinem Trip zusammengestellt. Ich hoffe es gefällt euch und ich hoffe ich konnte euch mit diesem Blog einen Einblick in mein Leben in Nicaragua geben und für all die, die mich vermisst haben, hoffe ich, dass es meine Abwesenheit für sie leichter zu ertragen gemacht hat!

Adios Amigos!

Mittwoch, 15. September 2010

Die Reisen des jungen Ste (2)

Hallo,

die gute Nachricht zu erst: Ich bin nicht geopfert worden! Ich mein, man weiß ja nie, was einen in einer alten Maya Stadt erwartet - blutrünstige Maya Krieger oder blutdürstende Maya Priester, für die man fleischliche Beilage zur Gotterbesänftigungszeremonie ist. Noch mal meine Haut gerettet. Beeindruckend war es auch so. Ruinas de Copan im Norden Honduras ist neben TIkal in Guatemala die größte erhaltene Mayastätte und bietet beeindruckende Tempelruinen, ausgegrabene Staturen und einen Eindruck vom Maya Alltag vor rund 1300 Jahren. Die Tempel stehen direkt im Wald, sind also umringt von großen alten Bäumen mit langen Lianen und irgendwie kam in mir eine Dschungelbuch Atmosphäre auf, obwohl das ja in Indien spielt. Egal.


Eigentlich sollte ich ja letzte Woche nach Guatemala fahren um dort an einem terre des hommes-Workshop teilzunehmen. Während über San Salvador in El Salvador mit dem Bus fuhren wurde uns mitgeteilt, dass der Workshop wegen Überflutungen und Erdrutschen in Guatemala nicht stattfinden könne, da die Anreise für die Teilnehmer aus Nicaragua und El Salvador zu gefährlich sei. Somit hatte ich unverhofft eine Woche Urlaub und konnte mir Honduras und die Maya Ruinen anschauen.
Auf dem Weg nach San Salvador habe ich mir eine sehr beeindruckende Dokumentation über Maras in der Hauptstadt von El Salvador angeschaut. "La Vida Loca" begleitet die Mitglieder einer Jugendbande über den Zeitraum von einem Jahr und gibt einen Einblick in ihren alltäglichen Wahnsinn. SIe befinden sich in einem ständigen Kriegszustand mit anderen Banden und der Polizei, Begräbnisse von Gangmitgliedern sind fast wöchentliche Veranstaltungen und vor allem ist keine Besserung in Sicht. Erinnert wenig an "Ciudad de Deus" sprich "City of God" bloß ohne alles Schöne und Nette und ohne Happy End.
Hier kann man sich einen Trailer anschauen

Meinen Urlaub in Honduras habe ich alleine bestritten. War mal eine interessante Erfahrung nur mit sich und seinem Rucksack zu sein. Und ging gut, weil es ja viele gleichgesinnte gibt, die genauso unterwegs sind. So habe ich während meines Aufenthalts in Ruinas de Copan, dem Touristenstädtchen neben den Ruinen Dänen, Belgier, Australier, Engländer und natürlich Amerikaner kennen gelernt. Sehr nett! Den naheliegende Vogelpark habe ich mir dann auch noch gegeben.


Ebenfalls absolutes Highlight in Honduras - das Essen. Leckere Pupusals, mit Bohnenpüree und Käse gefüllte Tortillas und zum Nachtisch Chocolate Fruta, Fruchteis mit sattem Schokomantel, waren absolutes Highlights, die mir das Alleine-Reisen versüßt haben. Sozusagen Frustessen aufgrund von mangelnder Gesellschaft.




Meine Zeit hier neigt sich langsam aber sicher dem Ende. Mein Rückflug geht am 30. September und ich werde am 1.Oktober wieder in Deutschland landen. Ab Mitte Oktober werde ich einen Masterstudiengang in Marburg beginnen. Friedens und Konfliktforschung heißt das Ding. Bin schonmal sehr gespannt aber auch schon wehmütig, weil ich merke wie mir meine verbleibende Zeit hier durch die Finger rinnt. Mal schaun ob ich noch was Cooles machen kann...

Viele Grüße
Stefan

Montag, 23. August 2010

Pinata, braunes Schwein und die dumme H*** Globalisierung


Hallo allerseits,

erstmal möchte ich mich für all die schönen Geburtstagswünsche bedanken und mich gleichzeitig dafür entschuldigen, dass ich so schlecht zu erreichen war. Leider sind wir momentan internetlos in Ellen´s Hütte, deshalb hatte ich keine Chance gestern mal online zu kommen. Sorry.
Ja, Geburtstag fern ab von der Heimat ist so eine Sache. Ich war schon ein wenig skeptisch im vornherein, ob mir das denn gefallen würde. So ganz ohne Familie und fast ganz ohne Freunde, doch dann war es doch eine Runde Sache.
Ich habe eine Pinata geschenkt bekommen, diese lustigen Pappmaché Figuren, die randvoll mit Süßigkeiten gefüllt sind und dann, so will es der lokale Brauch, mit einem Prügel geschlagen werden, so dass es einen feinen Süßigkeitenregen gibt. Der Prügler hat dabei verbundene Augen und die Pinata, die an einem Seil baumelt, pendelt erschwerendermaßen hin und her. Da ich aber nicht 12, sondern schon astronomische 27 geworden bin, wurde auf diesen Topfschlage Ritus verzichtet und ich konnte bequem meine Geschenke aus einer Klappe auf der Oberseite der Pinata angeln. War natürlich trotzdem ein kindliches Vergnügen. Obendrauf gabs noch eine leckere Sahnetorte mit meinem Namen drauf. Ebenfalls lokaler Brauch und alle dem nicht genug wurde ich dann auch Sonntags morgens mit infernal lauter Feliz Cumpleanos-Musik aus den Federn katapultiert. Danke auch.

Beim Tagesausflug stand dann die Lagune de Apoyo auf dem Programm. Ein malerischer Vulkansee eine Autostunde von Managua entfernt. (Siehe Bild oben). Dort habe ich dann mit Nadja Schiffeversenken und Uno gespielt und die ganze Zeit verloren. Ziemlich hart das Geburtstagskind verlieren zu lassen, wobei man doch weiß, dass Geburtstagkinder an ihrem Ehrentag höchst empfindlich sind;-)

Die schöne Zeit war dann heute morgen um 5 vorbei, als ich Nadja zum Flughafen gefahren hab und mich von ihr auf unbestimmte Zeit verabschieden musste. Dumme globalisierte Welt! Wäre man sein lebenlang einfach in einem Dorf im Taunus eingeschlossen blieben einem solche Abschiede erspart. Wird alles anders.

Ich hatte mich ja schon bevor ich nach Nicaragua geflogen bin schlau gemacht, was mich so erwarten würde. Damals habe ich viele hilfreiche Tipps bekommen. Und meine Tante erzählte mir von einem einprägsamen Erlebnisse, dass sie auf ihrer Nicaragua Reise gemacht hat. Als ich sie fragte, wie den so der Pazifik sei antwortete sie wie aus der Pistole geschossen:“Vor allem kann ich mich an braune Schweine erinnern, die Ketchup von Papptellern lecken“.... Okay... dachte ich mir. Wahrnehmungen sind wohl so verschieden wie Musikgeschmäcker. Doch was sehe ich als ich vorletztes Wochenende am Pazifik bin.

Dieses Schwein habe ich nur für dich fotografiert Vera. Ich hoffe du weiß das zu schätzen!

Mittwoch, 18. August 2010

Hallo,

Süßes oder Saures! Nein, es gibt kein Halloween in Nicaragua, aber dafür was anderes feines. Eine Griteria. Das ist ein Fest bei dem jeder, der mitmachen will, in seinem Haus eine Marien-Statur aufstellt und den Menschen, die von Maria zu Maria pilgern kleine Geschenke gibt. Alles was sie dafür tun müssen ist "Quien causa tanta alegria" sagen, was soviel bedeutet wie "Wer verursacht eine solche Freude", dann sagt der Herr Marienstatur-Aufsteller "La conception de Maria" also "Die Wiederauferstehung von Maria" und drückt dem Fragesteller eine Kleinigkeit in die Hand. Meist Süßigkeiten oder auch mal eine Banane. Ich habe auch Streichhölzer und Feuerzeuge geschenkt bekommen. Normalerweise feiert das ganze Land dieses Fest im Dezember, aber in ein paar Städten, darunter auch Leon, wird es ebenfalls am 15. August gefeiert. In Leon mit dem besonderen Hintergrund, dass sie vor ungefähr 100 Jahren große Probleme mit ihrem hiesigen Vulkan dem Cero Negro hatten. Der wollte einfach nicht mehr aufhören zu spucken und hülte die Stadt tagelang in eine heiße Aschewolke. Irgendwann kam ein Geistiger auf die Idee, eine Marienprozession zu starten, also von Haus zu Haus zu gehen und Marien anzubetten - und... Glaube versetzt ja bekanntlich Berge, aber er kann sie auch zu stopfen, denn schwups hörte der Höllenschlund auf zu speien und die Leute konnten wieder in Ruhe Gallopinto essen. Seitdem gibts auch im August Griteria, da freun sich natürlich die Kinder Leons, die größten Profiteure dieses charmanten Festchiens.

Freudig drängeln sie sich in jeden Hauseingang und schreien nach Süßigkeiten (und ich war mittendrin!).



Nicht weit weg von Leon liegt Playa Penitas. Eine schöner Pazifikstrand mit hohen Wellen und ziemlich taffen nicaraguanischen Surfern. Stundenlang treiben sie in großen Gruppen nebeneinander her und warten auf gute Wellen. Ich schau mir das vom Strand aus an. Ich bin zwar schon ein wenig in Costa Rica surfen gewesen, aber da sind die Wellen viel harmloser und man kann gut mit einem großen Anfängerbrett sein Glück versuchen. Hier ist das anders. Besonder bemerkenswert: Es gibt auch Mädchen, die richtig gut surfen können. Denn normalerweise, und das find ich wirklich komisch, gehen hier die Frauen auch kaum ins Wasser geschweige denn überhaupt an den Strand. Oftmals, wenn ich geschmeidig wie ein Büffel in den Wellen rumhüpfe muss ich feststellen, dass die Männerquote im Umkreis um mich in etwa der eines Kneipenabends im 603 in Darmstadt entspricht - 100%. Okay, ich tu dem Kneipenabend unrecht, aber hier sind wirklich 100%.


Letztes Wochenende war ich auf einer Microferia. Das ist ungefähr wie die Herbstmesse in Darmstadt den nicaraguanischen Verhältnissen angepasst. Eigentlich ist es eine Messe für Handwerk, d.h. Schaukelstühle, davon ist das Land sowieso voll, Kunsthandwerk und jede Menge andere Kram wird hier unter die Leute gebracht. Außerdem gibt´s zig tausend Fressstände und Musik + Tanz. War nett, aber das absolute Highlight war das Rodeo. Ich hab mich schön nah an den Begrenzungsstange positioniert um hautnah dabei zu sein, wenn Mensch gegen Tier in den Ring geht. Was ich nicht wußte, dass vorher noch ein Feuerwerk 10 Meter von mir entfernt abgebrannt wurde bevor es losging. Das war wirklich infernalische, da die Raketen kreuz und quer durch die Gegend flogen, die Kinder mir sind schreinend weggerannt und mir ist eine explodierte Rakete auf dem Schoß gelandet.
Das Rodeo danach war nicht mehr so gefährlich. Die Bullen waren ziemlich tranquillo und wenn mal einer runtergeflogen ist haben sie direkt angefangen zu grasen, anstatt sich über den Bedränger herzumachen. Wohl besser so. Die Jungs hatten alle auch keinen Schutz an, abe gebetet haben sie vorher fleißig. Merke, wenn du ohne Helm und Brustpanzer auf einen Bullen steigst, vielleicht Jungfrau Maria noch einen kleinen Gruß senden, kann nicht schaden.

Dienstag, 27. Juli 2010

Nica in Costa Rica


Hello Party Peaple,

ich bin zurück aus meinem Visa-Run-Urlaub. Da ich als Tourist nach Nicaragua eingereist bin, habe ich lediglich ein Visum für 3 Monate bekommen. Man kann das zwar hier vor Ort verlängern, das kostet dann aber für weitere 3 Monate satte 90 Euro. Viel zu teuer für einen fast einkommslosen Ex-Student wie mich. Deshalb habe ich die Visa-Run Alternative gewählt, die folgendermaßen funktioniert: Fahr über die Grenze und komm zurück. Mehr nicht. Eigentlich soll man mindestens 72 Stunden außerhalb des Landes verbringen, aber ich habe auch schon von Fällen gehört, bei denen Menschen sich einfach ins nähstbeste Lokal hinter der Grenze gesetzt haben, eine Cola getrunken haben und dann zurück gekehrt sind.
Aber ich dachte mir, wenn schon mal in Costa Rica, dann auch Urlaub. Also 3 Strände in 10 Tagen, Sonnenbrand, Palmen, Surfen und ordentlich aufs Geld schaun. Denn obacht: Costa Rica ist nicht Nicaragua und teilweise so teuer wie Berlin Mitte. Gerade beim Essen muss man hier tierisch aufpassen - Hot Dog = 5 Dollar! Krasse Scheiße und für mich, der hier in Nicaragua wirklich mit billig Preisen verwöhnt werde, ein echter Kulturschock! Also direkt mal nach 2 Tagen einen großen Beutel Reis gekauft und meine Ernährung auf saubi8llig umgestellt.
Man muss faiererweise sagen, dass ich auch wirklich in Tourismus Hochburgen wie Playa Tamarindo (wegen der vielen Amerikanern auch Playa Tamagringo genannt) war. Bekannt ist der Ort übrigens aus dem 90er Jahre Kultsurffilm "Endless Summer 2".

Ab Minute 4 sind sie in Costa Rica. Und das Tamarindo, das in diesem FIlm gezeigt wird, hat wirklich nichts mehr mit dem Touri-Ort zu tun in dem ich war. Aber schön war es trotzdem.



Generell muss man sagen, das Costa Rica wirklich ein anderes Land als Nicaragua ist. Obwohl Nachbarländer ist ein großes Wohlstandsgefähle zwischen den beiden Staaten Central Amerikas. Man mekrt es recht schnell, wenn man über die Grenze kommt, wie auf einmal die Häuser besser aussehen, es mehr Mittelklassewagen gibt und die Strassen sauberer sind. Auch habe ich viele Jugendliche mit Zahnspangen gesehen, was ich in Nicaragua in 3 MOnaten vielleicht 2 mal gesehen habe.
Mein lieblings Busunternehmen. Ab in die Pampa!
Jetzt sitze ich wieder in Managua im Büro und vor dem Rechner. Meine braune Haut hat sich gestern wieder von meinen Schultern geschält, aber immerhin meine Füße sind ncoh schön dunkel. V

Viele Grüße
Stefan

Montag, 5. Juli 2010

Mundial, Cars part 3, Super Bauch und Ometepe

Eine Mischung aus schlechtem Gewissen und langsam wieder erwachsenem Mitteilungsbedürfnis bringt mich wieder an die Tastatur um diesen Blog wieder ein wenig Leben einzuhauchen. Besser gesagt, ertrage ich den Verwesungsgeruch nicht mehr, der von ihm aus geht.
Also was geht? Tja, was soll ich schreiben. Ich bin immer noch in Managua und bin eigentlich jeden Tag im Büro von terre des hommes. Verbringe meine Zeit damit an einem Blog für das Regional Büro für Zentral Amerika zu schrauben, Texte über meine Reisen zu schreiben und mich via Spiegel, Kicker, 11Freunde etc. über die WM auf dem laufenden zu halten. Hört sich ziemlich nach Alltag an, ist es auch. Also warum groß über seinen Alltag bloggen, ist jetzt auch nicht so mega interessant.
Apropos WM: Bin sogar für das Deutschland Serbien Spiel um 5 Uhr aufgestiegen, um mir dann im Halbschlaf diesen Grotten-Kick anzutun und als Dankeschön den ganzen Tag wie ein Halbtoter durch die Gegend zu wandeln. Das mach ich nicht nochmal. Muss ich auch nicht, ab jetzt sind die Spiele ja um halbwegs humane Uhrzeiten; 8 Uhr morgens ist zwar gewöhnungsbedürftig, aber mittlerweile ein liebgewohnenes Morgenritual beim Müsli Fußball zu schauen. Was wirklich noch nervt, ist die hiesige Berichterstattung – ich verstehe sie einfach nicht. Warum kriegt der Reporter bei manchem Mittelfeldgeschiebe den total Ausraster und warum schreit er jedesmal Goooooooooooool wenn ein Tor fällt, egal für wenn? Gut mein Spanisch ist noch zu schlecht um inhaltlich zu folgen, aber die Zwischenberichterstattung lässt trotzdem zu wünsche übrig. Meist werden in der Halbzeitpause Leute interviewt die irgendwo in Nicaragua vor einem Fernseher, meist mit noch anderen Leuten hocken, und dann doch alle oportunisitsch für Brasilien sind. Brasilien – da kann man doch auch gleich Bayern-Fan werden. Trotz allem ist die WM-Begeisterung groß in Nicaragua, auch wenn das Land sich noch nie qualifiziert hat und voraussichtlich in den nächsten 20 Jahren nicht wird. (Kleine Wunder passieren auch im Fußball, ich weiß). An jeder Ecke steht ne Glotze und überall regiert König Fußball. Geschrien wird aber nur bei Brasilienspielen habe ich das Gefühl. Als ich mir in einem Comedor in Jinotega das nicht gerade unwichtige Deutschland Ghana Spiel angeschaut habe, und beim Özil Tor freudig los gebrüllt habe, musste ich kurz danach realisieren, dass ich der einzige war. Ein wenig peinlich. Egal.

Kleine Geschichte von meinem geliebten Auto. Ist ja gerade Regenzeit, eine der stärksten in den letzten Jahren, habe ich mir sagen lassen. Fast jeden Tag regnet es für mindestens eine Stunde, und es kommen beachtliche Wassermassen vom Himmel. Gut wenn man einen funktionierenden Scheibenwischer hat....Schlecht wenn man sie nicht hat. Ich wollte eine Freundin vom Busbahnhof abholen, als sich die Himmelspforten öffneten und ein monsumhafter Regen herabging. Ich also den Kopf aus dem Fahrerfenster gehalten und durch die überfluteten Straßen im Schritttempo geschippert. Immer steil gegen den Wind. Bis ich bis auf die Hose durchgenässt war. Abenteuer des Alltags.

Ein schöner nicaraguanischer Brauch, den ich auch gerne mit nach Deutschland nehmen möchte, ist das Sich-das-Shirt-über-den-Bauch-ziehen, was hier vor allem von Männern mit solchen praktiziert wird. Einfach mal gemütlich die Plauze raushängen lassen, wenns zu heiß unterm Stoff wird. Sieht man wirklich häufig. Und wird auch nur von denen gemacht, die einen solchen Bauchumfang haben, der es ermöglicht das Shirt zwischen Brust und Bauchanfang zu befestigen. Ich kann es auch. Toll! Ja, Sport ist hier wirklich zu kurz gekommen seitdem ich hier bin.

Ob ich im September wieder nach Deutschland komme hängt jetzt von Marburg, Frankfurt (Main und Oder), Augsburg und Magdeburg ab. Dort sind meine Master-Bewerbungen hingegangen. Sollte ich keine Zusagen bekommen, was durchaus im Bereich des Möglichen liegt, werde ich wohl oder übel noch hier verweilen, um mehr Spanisch zu lernen, der Witterung zu trotzen und ein paar Werder Bremen Fans zu rekrutieren.

Nachtrag:

So um diesen Eintrag noch ein wenig aufzuwerten habe ich eine kleine Reise übers Wochenende auf die Vulkaninsel Ometepe im Nicaragua See gemacht. Herrlich! Ich lasse mal die Bilder sprechen...


Sonntag, 30. Mai 2010

Welcome to the Jungle part 2

Hallo, da bin ich wieder. Und ich war auch schon wieder weg. Weg aus Managua. In Jinotega. Arbeiterstadt im Norden, mitten in der Kaffeezone Nicaraguas und wirklich weit ab vom Schuss. In hügeligen Höhen und in dieser Jahreszeit konstant im Regen hat diese Stadt mich wirklich in Herbststimmung versetzt. Ich hatte eine Regenjacke an und einen Pulli! Hätte ich auch nicht gedacht, das ich sowas mal hier brauchen würde.

Größere Kartenansicht
Und was ich wirklich am meisten gebraucht hätte, waren Gummistiefel. Für terre des hommes war ich nämlich in den angrenzenden Bergen unterwegs um dort Landjugendliche zu interviewen, die bei einem Projektpartner von tdh ausgebildet werden. Die wohnen in Fincas, man könnte sagen: mitten im Schlamm. Und ich bin dadurch gestiefelt, hab mir das Landleben mit allen den Schweinen, Hühnern, Kühen und der Arbeit auf dem Feld angeschaut und über meine durchgesifften Schuhe geflucht.



War echt mortz anstrengend, weil zwischen den Fincas hin und her kam man nur mit Motorrad. Also ich hinten drauf (mit Helm) und ab über wirklich krasses Feldwege, teilweise durch Flüsse durch!!! Durch Flüsse! und ich hatte meinen Laptop und meine Kamera im Rucksack und hab geschwitzt vor Angst baden zu gehen. Dann haben wir noch ein Hahn überfahren, das hat gut geschmatzt. Meine Kamera hat dann tatsächlich noch einen kleinen Wasserschaden bekommen, aber nur weil mir banalerweise eine Wasserflasche im Rucksack aufgegangen ist. So ein Pech. Aber die scheint Selbstheilungskräfte zu haben, weil nach halben Stunden mit kaputten Display ging auf einmal alles wieder. Puh. Also mehr von Fotos von coolen Landjugendlichen gemacht. Und angeln war ich auch noch. Mortz was los gewesen


In Jinotega habe ich dann auch noch ein anderes Projekt besucht: Club Infantil. Einem Jugendzentrum, das sich um die Kinder der Stadt kümmert. Freitags war ich dann mit einem der Betreuer auf Besuch in einem der Barrios, aus dem vielen Kinder kommen, die das Centrum besuchen. Das Barrio (Viertel) lag am Hang und die Wege zu den Hütten waren vom vielen Regen total schlammig. Teilweise 7 Kinder in kleinen windschiefen Hütten, überall Schlamm und warm war es auch nicht gerade. Krasse Lebensbedingungen. Und dann haben mir der Betreuer und eine andere deutsche Freiwillige, die bei Club Infantil 6 Wochen Praktikum gemacht hat, auch noch die schaurigste und schlimmste Geschichte erzählt, die ich bis jetzt in Nicaragua hören musste. Während unseres Besuchs haben wir eine Brücke passiert, an der, wie mir später erzählt wurde, vor drei Wochen ein 17-jähriges Mädchen, das ebenfalls im Club Infantil war, von drei Männern vergewaltigt wurde und danach zerstückelt. War wohl eine Mafiageschichte um sich am Bruder des Mädchens zu rächen, für was auch immer. Scheißwelt.



Mal ne andere Frage. Ich benutze für diesen Blog Google AdSense, kann also sehen aus welchen Ländern auf diesen Blog zu gegriffen wird. Ich habe Zugriffe aus Norwegen, da hab ich einen Verdacht wer es sein könnte, aber ich habe auch welches aus Ghana. Aus Ghana! Wer ist den bitte gerade in Ghana? Bitte mal an mich schreiben;-) Ich bin wirklich interessiert.

Montag, 17. Mai 2010

Larger than Life

Mein Leben ist größer geworden als dieser Blog. Ich komm nicht mehr mit, mein Leben hat sich verselbstständigt, es macht jetzt was es will und ich komm nicht mehr nach mit dem Aufschreiben. So ein Mist. Ich versuche trotzdem ein wenig zusammenzufassen was in den letzten 2 Wochen passiert ist.

Esteli:
Also noch eine Woche Intensivspanischkurs gehabt. Ziemlich anstrengend gewesen meiner Lehrerin mit meinem Mallorca-Spanisch zu erklären warum es die DDR nicht mehr gibt und wir in Deutschland auf das dreigliedrige Schulsystem setzten. Ich hoffe sie hat die Kernaussagen verstanden. Im übrigen DDR: In den 80ern gabs viele Nicas, die zum studieren in die DDR gegangen sind. Weil so kommunisitische Länder halten ja gerne zusammen und deshalb gibts heute viele Leute hier, die noch ein paar Brocken Deutsch können.
An meinem letzten Abend in Palakagüina, dem Dorf in dem ich eine Woche vor Esteli war, saß ich mit der Familie zusammen und durfte durch ihre Fotoalben blättern. Jetzt kenne ich alle 50000000 Cousinen, Cousins, Tanten, Onkel und Schwippschwager der Familie Olvidia. Die haben hier Patchworkfamilien, da kann Deutschland echt einpacken. Da es hier mit der Treue wohl nicht so weit ist, oder besser gesagt mit der Verhütung, hat hier jeder Mann mal mindestens von 2 verschiedenen Frauen Kinder und jede Frau von mindestens zwei Männern. Oder so. Nein, das stimmt natürlich nicht, aber die Familienverhältnisse sind hier wirklich viel komplexer als in Deutschland.
Als ich also am letzten Abend durch das Familienalbum der Olvidias blätterte flog eine Ansichtskarte von Berlin Mahrzahn aus dem Album. Meine Gastmutter Ivette hob sie auf und hielt sie mir mit den Worten "Wie schön" (Que bonito) unter die Nase. Zu sehen waren graue Hochhäuser. Damals wohl noch als sozialistischer Sieg zu bewerten, heute eher zum Lachen, was ich dann auch gemacht habe. Ivette schaute mich ein wenig verwirrt an, bis ich ihr mit meinem duften Spanisch erklärt habe, dass das heute nicht mehr unser Traum ist in solchen aschgrauen Türmen zu wohnen. O tempora o morres.

Zigarrenfabrik in Esteli


Somoto:
Das vorletzte Wochenende war ich dann in Somoto. Patrick hat dort seinen Geburtstag gefeiert und es waren auch viele andere Freiwillige da, was sprachtechnisch natürlich super war. Ich, ganz der tolle Gast, hatte sogar Bier eingekauft. War aber der einzige, weil der Rest ist nur mit Rum angerückt. Also zum ersten mal Vollrausch mit Rum. Bier war sowieso nach 30 Sekunden alle.

Managua:
Seit einer Woche bin ich nun wieder hier und pendele zwischen meiner kleinen, feinen Hütte und dem Büro hin und her. Morgen fahr ich nach Leon, soll sehr schön sein und nächste Woche gehts nach Jinotega.

Der Post ist vielleicht ein wenig dürftig, aber als Entschädigung gibts den Super Salsa Hit, der hier Tag und Nacht auf allen Kanälen kommt. Der Sänger ist nämlich Nicaragüenser und so berühmt wie Herbert Gronemeyer bei uns. Und mir gefällt das Lied sogar, bin schon voll assimiliert mit dem lokalen Musikgeschmack;-)


Ach übrigens ich denke darüber nach hier länger zu bleiben. Vielleicht bis Ende September, oder vielleicht noch länger. Hängt davon ab, wie meine Master Bewerbungen laufen. Yo no se manana!

Montag, 3. Mai 2010

Der deutsche Patient

Esteli, wo ich gerade bin, hat heute bis sechs Uhr kein Strom und kein Wasser. Meine Gastfamilie ist gerade in der Kirche, nur der Vater ist in der Küche und kocht. Meine Hilfe wird dort auch nicht gebraucht. Und weil kein Strom, deshalb auch kein Internetcafe, bin ich in einer Blase der Langweile. Den einzigen Zeitvertreib den ich gerade habe ist an meinen tausenden Mückenstichen zu kratzen oder halt eben einen Blogeintrag auf meinem Laptop zu schreiben und erst später zu veröffentlichen. Was so eben geschieht.


Ver mapa más grande

Seit gut eineinhalb Wochen bin ich jetzt aus Managua raus, was im Großen und Ganzen schon mal gut ist. Gab jetzt auch tatsächlich Tage an denen ich nur Spanisch gesprochen habe. Zum Beispiel letzte Woche bei meiner Gastfamilie in Palakagüina, einem kleinen Dorf eine Busstunde von Esteli entfernt. Dort sagen sich Hase und Igel wirklich noch Buenas Noches, ein dermaßen idylisches Fleckchen habe ich eigentlich noch nie gesehen. Die Familie war super nett und schon fast von einer erdrückenden Fürsorge.

Ein Haus in dem drei Generationen Frauen wohnen und keine Maenner. Oma, Tochter und Tochtertochter. Da war ein weißer Europäer natürlich eine große Attraktion und die 15 jaehrige hat mich auch direkt mit Te Quiero-Briefen ueberhaeuft. Leider kann ich so schlecht „Nein“ sagen, mit der Folge, dass ich letzten Mittwoch dreimal Gallopinto (Reis mit Bohnen) gegessen habe, was im Anbetracht der verwendeten Ölmenge bei der Zubereitung dieses Gerichtes schon ein gewisser Knock-Out für meinen Mittel-Europaeischen-Magen war. Das Resultat war eine Nacht über der Kloschüssel. Die Häuser in Nicaragua sind nicht mit denen bei uns zu vergleichen, denn wenn man will, hört man fast alles. War natürlich schön peinlich, als ich mich in der Nacht über die Schüssel gebeugt habe und mit den passenden Begleitgeraeuschen zu meiner oralen Magenentleerung das ganze Haus geweckt habe. Es wurde sich dann aber auch wirklich herzlich um mich gekümmert und nach einem Tag im Bett war ich wieder obenauf.



Vor Palakagüina war ich für vier Tage in Esteli auf einem Theaterworkshop von Movitep-sf, einer allgemeinnützigen Organisation, die sich für das Volkstheater in Nicaragua einsetzt. Jugendliche und junge Erwachsene aus Theatergruppen des ganzen Landes kommen regelmäßig zusammen und erhalten neue Innovationen und Anregungen für ihr Theaterspiel. Thema diesmal: Masken. Und ich habe tätsächlich zum ersten Mal in meinem Leben eine Gipsmaske gemacht. Besser spät als nie.

Die Gespräche, die ich mit den Teilnehmern für terre des hommes geführt habe, waren äußerst interessant. Einer von ihnen, Oscar ein 22 jähriger aus Managua, war sogar schon mal 2 Jahre im Knast. Eigentlich kaum vorstellbar, der Typ war nämlich oberwitzig und sehr freundlich, hat aber, als er selber noch in einer Gang war, ein Mitglied einer anderen Gang fast zu Tode geprügelt. Harter Shit.

Jetzt bin ich wieder in Esteli und bei einer anderen Gastfamilie für noch eine weitere Woche Sprachkurs. Gestern bin ich ein wenig auf Entdeckungsreise gewesen und habe lustigerweise Patrick, einen anderen deutschen Freiwilligen, den ich in Somoto kennen gelernt habe, auf dem Markt bei einer Tourismus-Messe getroffen. Dieses Land scheint wirklich klein zu sein. Und generell, wenn man Ausländer trifft sind das entweder Deutsche, oder Holländer oder natürlich Amis. Aber meistens deutsche und das Geile ist, man erkennt sie auch sofort als solche. Ist bei mir bestimmt auch nicht anders.
Abends war ich dann in der hiesigen Schicki-Micki-Disco fuer reiche Grossgrundbestizer und Touris.War sehr witzig. Dieses Land ist uebrigens fest in Reagatonhand. Groesster Hit momentan --> Pitbull


P.S. Hirnloses Video gibts naechstes Mal, hat noch nicht die passende Gelegenheit

Dienstag, 20. April 2010

Regen im Paradies

Ausnahmen bestätigen die Regel. Ausnahmsweise hat es letzten Samstag mal geregnet, obwohl wir uns mitten in der Trockenzeit befinden. Ach das war so herrlich - auf einem wurde es kühl, so richtig kühl, so wie in Deutschland. Das hat echt mal gut getan, eine kleine Auflockerung des anhaltend subtropischen Klimas. Vor Freude habe ich direkt mal ein hirnloses Video gemacht.

Am Tag danach war ich im Paradies. Paradies ist ein Haus an der Pazifikküste zu dem mich eine Kollegin aus dem Büro mitgenommen hat. An einem malerischen Strand unter Palmen hab ich dann eine Ausgabe der "Zeit" in einer Hängematte gelesen. Danach habe ich Mangos und Jocotes (oder so) gepflückt und war ein bisschen Planschen. Tja, mal kein Sex, Drugs and Crime.


Leider ist mein Kamera Akku ziemlich genau nach den beiden Bildern oben alle gegangen. Sonst hätte ich noch mehr gemacht. Tja...
Auf dem Weg ins Urlaubsparadies hatte ich jedoch noch die Möglichkeit ein Zeugniss interkultureller Aufbauunterstützung auf Film zu bannen.

Da soll mal einer sagen Berlin hätte kein Geld.

Freitag, 16. April 2010

Body Count

Ich sitze gerade in dem airconditionierten Büro von terre des hommes und schaue mir den aktuellen Jahresbericht über die Projektarbeit in Mittelamerika an. Teilweise graueneregende Zahlen, die ich da lesen muss. Kleine Kostprobe gefällig?

"Das durchschnittliche Einkommen einer Familie liegt bei 270 U$/Monat. 46,1 % sind arm und 14,9 % leben in extremer Armut, das heißt sie müssen mit weniger als 1 U$ pro Tag auskommen"

Oder noch schlimmer: "Durch die Abschaffung des medizinisch indizierten Schwangerschaftsabbruch sind insbesondere vergewaltigte Mädchen im Alter von 10 bis 14 Jahren schwer getroffen. Sie werden gezwungen, die nicht gewollten Kinder auszutragen, obwohl sie weder psychisch noch physisch dazu in der Lage sind. In den Medien wurden zwischen 2005 und 2007 1.247 Fälle von Vergewaltigung oder Inzest von Minderjährigen registriert. 198 dieser vergewaltigten Mädchen waren im Alter von 10 bis 14 Jahren und wurden schwanger." - Ja, da möchte man eigentlich nur noch kotzen.
Ich bin jetzt 6 Wochen hier. Gefühlt eine Ewigkeit und doch habe ich manchmal das GEfühl gerade erst aus dem Flieger gestiegen zu sein und die Gateway in richtung Hitze passiert zu haben. Man kann sagen ich habe mich an die Ungewohnheit gewöhnt. Der Unterschied zwischen Arm und Reich ist wohl das krasseste in diesem Land für mich. Vor 15 Jahren betrug der Staatshaushalt von Nicaragua inetwa dem der Stadt Frankfurt am Main. Das muss man sich mal vorstellen. Ich komme hier im Büro mit so vielen Zahlen in Berührung, die teilweise ein dermaßen düsteres Bild über diese Region abgeben, dass ich es gar nicht glauben kann - kleines Beispiel aus Guatemala vom Jahr 2009:
"Die Zahl der Morde stieg nochmals um 206 Fälle auf jetzt 6.498 Morde in einem Jahr , davon 720 Morde an Frauen. 330 Opfer waren zwischen 13 und 17 Jahren alt. Am gefährdesten sind junge Männer aus armen Vierteln zwischen 18 und 30 Jahren. Die meisten Morde werden wie im Fall von Rosenberg von bezahlten Mördern vollstreckt. Ein Leben ist oft nicht mehr als 20 U$ wert. In 97% aller Fälle gibt es keine Aufklärung der Fälle bzw. keine Verurteilung." - ja, also Guatemala hat um die 12 Millionen Einwohner und im Jahr 6,500 Morde (man beachte die Dunkelziffer, die bestimmt noch höher liegt), Deutschland hat 82 Millionen und im Jahr 2008 um die 900.

Letzten Samstag ist ein Kumpel von mir der im Jugendzentrum in Ciudad Sandino arbeitet überfallen worden. Er saß mit 2 Freunden vor seinem Haus, am helligsten Tag, als 2 Typen mit Messern kammen um sie um ihre Wertsachen zu erleichtern. Jetzt hat er eine große Wunde am rechten Arm. Das ist so krass, da sitzt der einfach vor seiner Hütte und wird fast abgestochen. In seinem Viertel, mit seinen Freunden am helligsten Tag. Ich habe mich eigentlich immer sicher gefühlt, als ich mit ihm zusammen durch die Gegend gelaufen bin.

Langsam bekomme ich das Gefühl, dass nicht die Frage ist ob ich überfallen werde, sondern wann ich überfallen werde. UNCOOL! Da bekommt man richtig Heimweh.

Spiel mir ein Lied über Hamburg.

Bei diesen Kriminalraten ist es wohl kein Zufall, dass ihr im Radio unentwegt die 90er Jahre Rap-Schnulze "Gangstas Paradies" von Coolio läuft.
"Living in a Gangstas Paradies". YO! Das mach ich.


Trotz all dem Horror vor der Tür gibts hier natürlich auch schöne Dinge. Zum Beispiel Busreisen. Da kann man sich 2 Stunden Salsa Pop Videos anschauen (Hey Macarena!) und danach billige australische Gewalt-B-Movies, das ganze mit einer Beinfreiheit, die selbst die in Ryanair Flügen unterbietet.



P.S: Wenn der Fjollafokylado, oder wie auch immer der isländische Vulkan heißt jetzt noch weiter spuckt, muss ich dann eigentlich mit dem Schiff nach Hause fahren?

Sonntag, 11. April 2010

Guns



Bienvenidos a la jungla. Ist vielleicht ein wenig übertrieben (hört sich aber cool an), jedoch ist die Landschaft in den Bergen rund um Somoto auch heute noch teilweise unberührte Natur (siehe Blogheader). Ich war zusammen mit Julieta, einer Mitarbeiterin von terre des hommes für 3 Tage unterwegs um ein Projekt für Jugendliche und junge Erwachsene zu besuchen. In Las Sabanas, einem kleinen Dorf 30 Autominuten von Somoto entfernt in den Bergen, steht eine kleine Schule in der die Jugendlichen der umliegenden Dörfern zu Agrartechnikern ausgebildet werden. Bienenzucht, Veterinärmedizin stehen ebenso wie Tourismus auf dem Lernplan.
Wir sind von Finca zu Finca gefahren und haben die Jugendlichen bezüglich auf ihre Ausbildung interviewt.
Ich kam in den Genuss den neuen Firmenwagen von terre des hommes, einem Hyundai mit 4-Rad-Antrieb, die steilen Serpentine zwischen den Bergdörfern hoch- und runterzubrettern. Das war eine willkommene Abwechselung zwischen den Interviews, da mein Spanisch noch zu Wünschen übrig lässt. Coolerweise ist Julieta trotz ihrer Ende vierzig Guns ´n Roses Fan und hatte eine CD dabei. Für meine kleine Rallye auf den schotter Bergstrassen hatte ich also die richtige musikalischen Untermalung.

Die beste Erdbeere der Welt gabs dort übrigens auch. Mann, war die lecker! Unvergesslich!


Ob das hier die normale Methode ist die Toten zu transportieren konnte ich nicht herausfinden. Ich habe nicht reingeschaut ob jemand drin lag. Ich möchte anmerken, dass ich diese Foto von einem fahrenden Motorraud aus geschossen habe - ich wilder Typ.

In den 80er Jahren herrschte in Nicaragua Bürgerkrieg. Die linksgerichteten Sandinisten, die Ende der 70er Jahre den Diktator Somoza erfolgreich nach Florida putschten, bekamen alsbald die harte Hande der Vereinigten Staaten zu spüren. Unterstützt von Geldern der USA bildeten sich die Contras, einer paramilitärischen Gruppe die von dem benachbarten Honduras aus Terror über das Land brachte. Zeitgleich bildete sich eine große Solidaritätsbewegung in Europa, die wahrscheinlich noch heute der Grund dafür ist, dass hier viele Deutsche, mit linkem Hintergrund, leben.
Auch Julieta war damals mitten im Geschehen. Während des Widerstandes transportierte sie Waffen in die Berge und Koordinierte die Truppen. Was für mich ehrlich gesagt schwer vorzustellen ist, da ich sie als nette kleine, etwas verplante Frau kennen gelernt habe, die sich sehr warmherzig um ihre Umgebung kümmert. Und die soll im Krieg gewesen sein, diese nette kleine Frau!?! Als ich sie dann fragte, ob sie den auch richtig in Gefechten gewesen sein lächelte sie mich nur an und sagte "Ja klar, was dachteste du denn wo ich war?" - Ja, was hatte ich eigentlich gedacht.

Sonntag, 4. April 2010

Jalapa

Die letzten paar Tagen waren Tourismus. Ich war im Norden Nicaraguas, habe in einem Pinienwald in der Nähe von Jalapa gezeltet und war Gast auf einer kleinen Finca auf der Kaffee und Bananen angebaut werden. Der Pinienwald hat mich mortz an die Atlantikküste von Frankreich erinnert. Ein Flashback an die Urlaube in der Nähe von Bordeaux. Das war sehr schön und richtig idylisch. Eine willkommene Abwechslung zum ständig vorhandenen Lärmpegel in Managua, dachte ich zu mindest. Leider hatte ich meine Rechnung ohne die abertausend Zikaden, die in eben diesen Pinienwäldern gerne wohnen, gemacht. In der Abenddämmerung machen die gerne mal so einen Krach, dass man sein eigenes Wort nicht mehr versteht, wähnt man sich doch auf einer Startbahn direkt neben einem startenden Jet - ok, ich übertreibe. Aber ein wenig haben sie schon die Idylle getrübt.

Größere Kartenansicht

Zu unseren Zielen Jalapa und der Finca im Departamento Madriz sind wir über die Panamericana gefahren. Die Strecke ist wirklich gut ausgebaut, ich habe kaum ein Schlagloch gesehen noch gespürt. Leider hat sie nur zwei Spuren, als vergleichbar mit einer deutschen Schnellstraße, was jeden Überholvorgang ein wenig interessanter macht. Da ja immernoch Semana Santa, die Woche der Osterfeiertage, ist, war auch einiges los, für hiesige Verhältnisse, eigentlich wars ziemlich leer in meinen Augen. Da sich die meisten Menschen in Nicaragua sowieso kein Auto leisten können herrscht hier ein reger Busverkehr. Jetzt in der Urlaubsstoßzeit sind die Busse teilweise krass überfüllt, da hängen die Leute schon mal gerne hinten raus.


Stichwort: Semana Santa. Ich hatte ja schon mal geschrieben, das besoffen Schwimmen gehen, hier eine ebenso beliebtes wie gefährliches Hobby ist. Auf dem Bild unten sieht man einen kleine Teich, der zur Finca gehört, die ich besucht habe.

Ich konnte der Versuchung natürlich nicht widerstehen und bin reingesprungen um ein bisschen zu planschen. Später wurde mir dann erzählt, dass ein Verwandter der Finca-Besitzer vor vier Tagen nachts betrunken auf ihr Grundstück eingedrungen sei und dann auf die Idee kam Baden zu gehen. Leider war das seine letzte Idee. Der arme Mann ist ertrunken in dem Tümpel, in dem ich 4 Tage später schwimmen war. Hab ich natürlich erst danach erfahren.

Am letzten Tag unseres Kurztrips haben wir noch eine kleine Trekking Tour durch den Canyon von Somoto, in der Nähe von Honduras gemacht. Das war ein großer Spaß. Das aktuelle Header Foto meines Blogs ist dort entstanden. Das negativ Highlight war, als unser Guide, eigentlich ein cooler Typ, die geöffnete Box, in der unsere Wertsachen verstaut waren ins Wasser gleiten lies. Meiner Kamera ist nichts passiert, aber der Ipod von Lisa hat seinen Tauchschein gemacht. Doch - oh Wunder der Technik - geht er, nach dem Synchronisieren, wieder.
Meinen ersten Sonnenbrand dieses Jahr habe ich mir übrigens auch im Canyon abgeholt.

Montag, 29. März 2010

Vom Bordstein zur Skyline

Neulich habe ich einen kleine Spaziergang durch meine Nachbarschaft gemacht um ein paar Fotos zu knipsen. Als Motive habe ich einfach die Häuser und Gemäuer genommen, die in unmittelbarer Umgebung zu erreichen waren. Beim Durchschauen der Fotos ist mir klar geworden, welche Welten zwischen aneinandergrenzenden Grundstücken hier teilweise liegen.



Hier zum Beispiel eine waschechte Hütte. Ich glaub, darin wohnen so um die 5 bis 6 Personen. Als ich vor der Hütte stand und verstohlen ein Foto davon machte, kam ich mir irgendwie schmierig vor. So sensationslüsternd hinter der Armut her - "Wow, eine Fotosafarie mit richtig armen Menschen". Fühlt sich nicht gut an, andererseits will ich ja schon was von den Zustände mitkriegen, die nunmal in diesem Land herrschen.
Um die Gegensätze nochmal zu veranschaulichen ein Foto von meinem direkten Nachbarhaus.



By the Way: Das Foto von der Wellblechhütte ist 50 Meter von meinem Haus entfernt entstanden, das Foto oben 10 Meter entfernt. Der Unterschied zwischen Arm und Reich ist hier sehr augenscheinlich. Es gibt in diesem Land richtig hohen Mauern, nicht so wie in Deutschland wo Mauern eher Zeichen für Eigentum sind, oder noch den Zweck erfüllen, dass kein dahergelaufener Köter in deinen Garten scheißt. Nein, hier sind Mauern gegen Menschen gebaut und zwar so, dass auch wirklich keiner drüber kommt.



"My home is my castle", kann man hier schon wörtlich nehmen.

Donnerstag, 25. März 2010

Messi


Ich bin Messi; Ja, der von Barcelona. Nicht gewußt? Ich auch nicht. Eigentlich bin ich auch gar nicht Messi, aber da den Kindern in Cantera, dem Jugendzentrum das ich täglich besuche um ein wenig mitzuarbeiten, mein Name wohl zu ungeläufig oder zu schwierig ist, haben sie mich nach dem Fußballspielen "Messi" getauft. Ja, richtig sie haben MICH "Messi" genannt. Jeder der mich mal hat Fußballspielen sehen kann unterschreiben, dass die Beschreibung "Bernd Hollerbach" oder "Gattuso ohne Kondition" eigentlich meinem Spiel angemessen sind. Aber warum sich beschweren? Hollerbach können die hier sowieso nicht aussprechen, also warum es den Kindern schwer machen, sollen sie mich nur ruhig weiter "Messi" nennen. Ich kann gut damit leben!

Kids aus dem Jugendzentrum Cantera in Ciudad Sandino, einem Vorort von Managua.

Heute habe ich eine Kindertheatertruppe bei ihrem Auftritt in Managua begleitet. Sie spielten in einem der südlichen Viertel, nicht allzuweit von meinem Zuhause. Auf einem sandigen Platz mitten im Barrio erichteten sie ihre Bühne und spielten vor der dortigen Nachbarschaft ein Stück über Müll. Müll ist nämlich ein großes Problem hier in Nicaragua. Recht achtlos werfen ihn die Meisten einfach auf den Boden. Mülltonnen gibt´s so gut wie keine und viele sind nicht bereit die Gebühren für eine Müllabfuhr zu bezahlen. Ich kann nicht leugnen, dass es sich seltsam angefühlt hat unter all den dunkelhäutigen mit meiner bleichen Haut und meiner Digitalkamera in der Hand rum zu laufen. Es war wie in einem Werbevideo für "Brot für die Welt", auf dem Boden saßen kleine Nackte Kinder im Staub und spielten verschmudelt vor sich her. Nach der Vorstellung gab es noch einen kleinen Erzieherischen Teil, bei dem auf die Vorteile von Müllabfuhr und generell der sorgsamen Müllbeseitigung hingewiesen wurde. Danach kam die Müllabfuhr und stellte sich persönlich vor. Die kamen ohne Scheiß auf einem Pferdewagen. Nachdem sie sich vorgestellt hatten und ein wenig mit den Einwohnern über das Für und Wider disskutiert hatten gab es noch kleine Trinkpäckchen für die Kinder. Einige landeten dann direkt nach dem sie ausgetrunken wurden auf dem Boden...

Dienstag, 23. März 2010

Cars part 2

Ich habe ja bereits erzählt, dass mein Auto ein kleines Problem mit der Lenkung hat. Sie ist irgendwie nicht richtig eingestellt und deshalb hat das Fahren nicht so Spaß gemacht. War auch einfach gefährlich wenn mein Auto plötzlich nach links oder rechts ausgebrochen ist, ohne das ich das Lenkrad bewegt habe. Ab heute ist das anders - "El coche" war in der Reparatur. Ich war in der Zeit in der Spanischschule und wurde danach von Mario, dem rechtmäßigen Besitzer von "El Coche" abgeholt. Voller stolz präsentierte er mir wiedergewonnene Verlässlichkeit der Lenkung.
Als wir jedoch ein Stück zusammen gefahren waren, fing es auf einmal an aus der Motorhaube zu dampfen und zu zischen. Das Kühlwasser war am verdampfen. Zum Glück fuhr Mario mit, ich wäre alleine wohl aufgeschmissen gewesen. Nach ein paar Minuten rumtüffteln verkündete er mir, dass die Lüftung für den Motor nun im Arsch sei. Na toll!
Jetzt muss ich immer bevor ich losfahre und wenn ich irgendwo angekommen bin die Motorhaube öffnen und das Kabel der Motorlüpftung an die Autobatterie klemmen. Das sprüht toll Funken. Super.

Wie sehr ich als "chele" (landesüblicher Ausdruck für Weiße) auf ein Auto angewiesen bin wurde mir gestern abend wieder bewußt. Ellen, meine Gastgeberin erzählte mir, dass in der Strasse links von unserem Haus regelmäßig Angestellte der Fabrik, die ebenfalls an der Strasse gelegen ist, überfallen werden und eine Freundin von Lena wurde dort mit vorgehaltener Waffe um ihre Wertsachen und ihr Geld erleichtert. Die Strasse rechts von uns ist auch nicht wirklich besser. Um den dortigen Abwasserkanal ist mit der Zeit eine Holzhüttensiedlung entstanden, die heute eine beliebter Ort ist, um Crack zu kaufen. UNCOOL! Hört sich irgendwie beunruhigend an...

Sonntag, 21. März 2010

Xiloa




Ohh wie schön. Malerisch, nicht wahr. Das ist Xiloa (Chilua ausgesprochen), eine Vulkansee nördlich von Managua, der heute als Badesee genutzt wird. Kaltes blaues
Wasser umringt von Waldhängen und ballermannresken Diskos. Übernächste Woche wird hier die Hölle ausbrechen. Dann nämlich beginnt die "Semana Santa", die heilige Osterwoche in Nicaragua. Alle haben eine Woche lang frei und jeder fährt an den nächsten Strand oder See um ordentlich einen drauf zu machen. Ganz hoch im Kurs ist besoffen schwimmen gehen. Da aber nur rund 25% Prozent der Nicas ( so heißen die Einwohner Nicaraguas, Nicaragueneser kann ja auch keiner aussprechen) schwimmen können, kommen nicht immer umbedingt alle wieder aus dem Wasser raus, die vorher feuchtfröhlich reingewankt sind. Tja, andere Länder andere Sitten. Es gehört wohl einfach zu guten Ton, sich mal ordentlich den Pelz zu verbrennen und die Woche drauf mit feuerrotem Teint im Büro zu erscheinen. Ob ich das auch mache, weiß ich jetzt noch nicht. Ich trage aber immerhin trotz durchschnittlich 30 Grad lange Hosen. Mein Tribut an die hiesige Mode, die Männern, egal wie unglaublich heiß es ist, verbietet in Shorts rum zu laufen. Man will ja nicht mehr als unbedingt notwendig als Tourist auffallen, deshalb auch wenn´s weh tut - lange Hose.



Nach Xiloa bin ich übrigens hinten auf der Ladefläche eines Pick Ups gefahren. Eine übliche Methode, hier durch die Gegend zu gelangen. Ein wenig (naja eigentlich ziemlich) gefährlich, aber dafür bekommt man den Fahrtwind schön ins Gesicht geblasen und kann bei Nacht die Sterne am Firmament vorbei ziehen sehen.

Donnerstag, 18. März 2010

Cars

Mein Auto. Der 4 Gang springt gerne mal raus, und manchmal
lenkt es einfach so nach rechts oder links, aber ansonsten ist es
cool.


Ich habe eine Polizistin bestochen! Ich gebs offen zu. War aber auch eher ausversehen. Wenn man in Managua Auto fährt, dann sollte man sich an eine Regel halten. Wenn ich links in eine doppelspurige Strasse einbiege, sollte ich immer auf der linken Spur landen. Ohne die andere Spur auch nur im Ansatz zu berühren. Weitere Regeln gibt´s eigentlich nicht, ok, an Ampeln und Stoppschildern wird angehalten, aber ansonsten ist hier die Hölle los! Selbst solch intuitiven Dinge wie Blinken kann hier mehreres bedeuten. Also blinken ist ja eigentlich klar: Blink ich links, will ich nach links, blinke ich rechts, will ich nach rechts. Soweit die Theorie. Hier ist es ein wenig anders: Hier bedeutet Blinken "Achtung jetzt passiert was". Also zum Beispiel blinkt jemand links, fährt aber dann seelenruhig nach rechts, oder er bleibt einfach stehen, oder er blinkt einfach vor sich her, ohne das irgendwas passiert. EInfach so. Kann man ja mal machen. Das Blinken ohne das darauf eine Handlung neben dem Fahren erfolgt ist hier besonders bei Motorradfahrern schwer in Mode. Hab heute schon 2 gesehen, die einfach fröhlich stundenlang vorsichherblinkend neben mir fuhren.

Ach ja, die Polizistin. Obwohl mir die Abbiegegeschichte schon erzählt wurde, hab ich es dank meiner Schrottkarre nicht geschafft gescheit auf der linken Spur anzukommen und wie das Schicksal so wollte, stand direkt hinter der Kreuzung eine Polizeistreife, die mich dann auch mal umgehend rausgewunken hat. Vielen Dank. Eine kleine Polizistin checkte zunächst meine Papiere um mir danach eine Standpauke zu verpassen, natürlich in superschnellem und für mich gänzlich unverständlichen Spanisch. Meine "No Comprende" und "No hablo espanol" Einwürfe hat sie dabei chalant überhört und irgendwann nur noch was von Dosciento Cordoba geprappelt. Im Nachhinein ist man ja immer schlauer. Heute weiß ich, dass ich entweder noch 10 Minuten länger "No Comprendo" hätte sagen sollen, wurde mir nämlich gesagt, dass sie einen dann irgendwann einfach ziehen lassen, oder einfach die Scheiß dosciento Cordoba an der nächsten Bank hätte zahlen sollen. Aber auf jedenfall nicht das was ich getan habe, nämlich ihr 20 Dollar zu geben!!! 20 Dollar!!! Soviel verdient die ohne Scheiß in der Woche, oder im Monat, oder was weiß ich. Naja immerhin hat sie mich dann ziehen lassen. Dosciento Cordoba (200 Cordoba) sind halt umgerechnet 8, 9 Dollar. Tja, eigentlich besticht man ja Polzisten um unter der eigentlichen Strafe davon zu kommen. Ich habe den SPieß mal umgedreht und noch ordentlich einen drauf gepackt!!! Yeah!!! Ich Trottel!

Jetzt bin ich auf die hiesige Polizei so gut wie Jungs unten im Video zu sprechen.

Dienstag, 16. März 2010

Die Reisen des jungen Ste





The Heat is on!


Hola todos!

Ich fühle mich als ob mir jemand den ganzen Tag ein Handtuch getränkt mit warmen Wasser ins Gesicht drückt. Aber da ist niemand. Das ist einfach dieses semitropische Wetter hier, was meinem kälteerprobten Naturell zu schaffen macht. Hätte mir das nicht mal jemand sagen können? Ich Idiot habe 4 Pullis dabei. Was soll ich denn mit denen? Wäre ein Wunder, wenn ich überhaupt mal einen anziehen würde.
Just im moment sind es 33 Grad. Sagt mir das Thermometer, das neben dem Schreibtisch an der Wand hängt und auf dem sich der Zeiger langsam und unbarmherzig auf die 35 zu schiebt.. Ich bin gerade in dem Haus von Ellen, einer Freundin meiner Mutter, die hier lebt und arbeitet. Mitten in Managua. Es ist 1 Uhr mittags. Man sagt, dass die Temeperatur bis 3 Uhr steigt, dann für 2 bis 3 Stunden bleibt und gegen 6 Uhr, wenn die Sonne anfängt unterzugehen langsam sinkt. Sehr langsam.
Die beste Zeit ist morgens zwischen 7 und 8 Uhr. Da würde der gewöhnliche Mitteleuropäer sagen "oh schön warm heute - ich gehe mal ins Schwimmbad". Tja, leider fühlt sich das was danach kommt eher an wie ein ausgedehnter Aufenthalt im Backofen. Ist aber auch einfach ein schlechtes Zeichen, wenn selbst die Einheimischen über die Hitze stöhnen. Aber heute ist es immerhin schon besser, als die letzen Tage. Nicht weil es kühler wäre, sondern weil ich mich irgendwie doch langsam daran gewöhne.



Bot- und Burschenschaft



Gestern abend war ich auf einem Empfang in der deutschen Botschaft. Die Botschafterin hat zu sich nach Hause eingeladen, um das 50 jährige Bestehen der deutschen Botschaft in Managua zu feiern. Es war wie man sich eine stereotypische Stehparty von wichtigen Leuten vorstellt. Es wurde vor einer malerischen Kulisse Walzer gespielt und getanzt, einem alkoholhaltige Kaltgetränke und Häppchen gereicht und natürlich mächtig Networking betrieben. Also die anderen, ich habe nicht genetworkt, ich hab gegessen und getrunken und den Blick über die Managua bei Nacht genossen. Highlight des Abends war als ich plötzlich merkte, dass in dieser nobelen Umgebung Oettinger Bier ausgeschenkt wurde. Ich hätte mich fast vor Lachen an meinem Oliven-Käse-Fleisch-Stengel verschluckt. Bis ich aufgeklärt wurde, dass Oettinger Export das einzige deutsche Bier ist, das in Managua zu kaufen gibt. Aha. Immerhin da wird bei der Ausgabe unserer Steuergelder gesparrt. Gut zu wissen....

Ich habe leider noch nicht so die Mörderfotos am Start, da ich mich noch nicht so recht traue, in dieser doch eher unvertrauten und unsicheren Gegend meine Kamera überall mit hin zu nehmen. Vielleicht werde ich bald mutiger, dann gibts bald besser Fotos, oder überhaupt keine mehr. Comprende?