Montag, 29. März 2010

Vom Bordstein zur Skyline

Neulich habe ich einen kleine Spaziergang durch meine Nachbarschaft gemacht um ein paar Fotos zu knipsen. Als Motive habe ich einfach die Häuser und Gemäuer genommen, die in unmittelbarer Umgebung zu erreichen waren. Beim Durchschauen der Fotos ist mir klar geworden, welche Welten zwischen aneinandergrenzenden Grundstücken hier teilweise liegen.



Hier zum Beispiel eine waschechte Hütte. Ich glaub, darin wohnen so um die 5 bis 6 Personen. Als ich vor der Hütte stand und verstohlen ein Foto davon machte, kam ich mir irgendwie schmierig vor. So sensationslüsternd hinter der Armut her - "Wow, eine Fotosafarie mit richtig armen Menschen". Fühlt sich nicht gut an, andererseits will ich ja schon was von den Zustände mitkriegen, die nunmal in diesem Land herrschen.
Um die Gegensätze nochmal zu veranschaulichen ein Foto von meinem direkten Nachbarhaus.



By the Way: Das Foto von der Wellblechhütte ist 50 Meter von meinem Haus entfernt entstanden, das Foto oben 10 Meter entfernt. Der Unterschied zwischen Arm und Reich ist hier sehr augenscheinlich. Es gibt in diesem Land richtig hohen Mauern, nicht so wie in Deutschland wo Mauern eher Zeichen für Eigentum sind, oder noch den Zweck erfüllen, dass kein dahergelaufener Köter in deinen Garten scheißt. Nein, hier sind Mauern gegen Menschen gebaut und zwar so, dass auch wirklich keiner drüber kommt.



"My home is my castle", kann man hier schon wörtlich nehmen.

Donnerstag, 25. März 2010

Messi


Ich bin Messi; Ja, der von Barcelona. Nicht gewußt? Ich auch nicht. Eigentlich bin ich auch gar nicht Messi, aber da den Kindern in Cantera, dem Jugendzentrum das ich täglich besuche um ein wenig mitzuarbeiten, mein Name wohl zu ungeläufig oder zu schwierig ist, haben sie mich nach dem Fußballspielen "Messi" getauft. Ja, richtig sie haben MICH "Messi" genannt. Jeder der mich mal hat Fußballspielen sehen kann unterschreiben, dass die Beschreibung "Bernd Hollerbach" oder "Gattuso ohne Kondition" eigentlich meinem Spiel angemessen sind. Aber warum sich beschweren? Hollerbach können die hier sowieso nicht aussprechen, also warum es den Kindern schwer machen, sollen sie mich nur ruhig weiter "Messi" nennen. Ich kann gut damit leben!

Kids aus dem Jugendzentrum Cantera in Ciudad Sandino, einem Vorort von Managua.

Heute habe ich eine Kindertheatertruppe bei ihrem Auftritt in Managua begleitet. Sie spielten in einem der südlichen Viertel, nicht allzuweit von meinem Zuhause. Auf einem sandigen Platz mitten im Barrio erichteten sie ihre Bühne und spielten vor der dortigen Nachbarschaft ein Stück über Müll. Müll ist nämlich ein großes Problem hier in Nicaragua. Recht achtlos werfen ihn die Meisten einfach auf den Boden. Mülltonnen gibt´s so gut wie keine und viele sind nicht bereit die Gebühren für eine Müllabfuhr zu bezahlen. Ich kann nicht leugnen, dass es sich seltsam angefühlt hat unter all den dunkelhäutigen mit meiner bleichen Haut und meiner Digitalkamera in der Hand rum zu laufen. Es war wie in einem Werbevideo für "Brot für die Welt", auf dem Boden saßen kleine Nackte Kinder im Staub und spielten verschmudelt vor sich her. Nach der Vorstellung gab es noch einen kleinen Erzieherischen Teil, bei dem auf die Vorteile von Müllabfuhr und generell der sorgsamen Müllbeseitigung hingewiesen wurde. Danach kam die Müllabfuhr und stellte sich persönlich vor. Die kamen ohne Scheiß auf einem Pferdewagen. Nachdem sie sich vorgestellt hatten und ein wenig mit den Einwohnern über das Für und Wider disskutiert hatten gab es noch kleine Trinkpäckchen für die Kinder. Einige landeten dann direkt nach dem sie ausgetrunken wurden auf dem Boden...

Dienstag, 23. März 2010

Cars part 2

Ich habe ja bereits erzählt, dass mein Auto ein kleines Problem mit der Lenkung hat. Sie ist irgendwie nicht richtig eingestellt und deshalb hat das Fahren nicht so Spaß gemacht. War auch einfach gefährlich wenn mein Auto plötzlich nach links oder rechts ausgebrochen ist, ohne das ich das Lenkrad bewegt habe. Ab heute ist das anders - "El coche" war in der Reparatur. Ich war in der Zeit in der Spanischschule und wurde danach von Mario, dem rechtmäßigen Besitzer von "El Coche" abgeholt. Voller stolz präsentierte er mir wiedergewonnene Verlässlichkeit der Lenkung.
Als wir jedoch ein Stück zusammen gefahren waren, fing es auf einmal an aus der Motorhaube zu dampfen und zu zischen. Das Kühlwasser war am verdampfen. Zum Glück fuhr Mario mit, ich wäre alleine wohl aufgeschmissen gewesen. Nach ein paar Minuten rumtüffteln verkündete er mir, dass die Lüftung für den Motor nun im Arsch sei. Na toll!
Jetzt muss ich immer bevor ich losfahre und wenn ich irgendwo angekommen bin die Motorhaube öffnen und das Kabel der Motorlüpftung an die Autobatterie klemmen. Das sprüht toll Funken. Super.

Wie sehr ich als "chele" (landesüblicher Ausdruck für Weiße) auf ein Auto angewiesen bin wurde mir gestern abend wieder bewußt. Ellen, meine Gastgeberin erzählte mir, dass in der Strasse links von unserem Haus regelmäßig Angestellte der Fabrik, die ebenfalls an der Strasse gelegen ist, überfallen werden und eine Freundin von Lena wurde dort mit vorgehaltener Waffe um ihre Wertsachen und ihr Geld erleichtert. Die Strasse rechts von uns ist auch nicht wirklich besser. Um den dortigen Abwasserkanal ist mit der Zeit eine Holzhüttensiedlung entstanden, die heute eine beliebter Ort ist, um Crack zu kaufen. UNCOOL! Hört sich irgendwie beunruhigend an...

Sonntag, 21. März 2010

Xiloa




Ohh wie schön. Malerisch, nicht wahr. Das ist Xiloa (Chilua ausgesprochen), eine Vulkansee nördlich von Managua, der heute als Badesee genutzt wird. Kaltes blaues
Wasser umringt von Waldhängen und ballermannresken Diskos. Übernächste Woche wird hier die Hölle ausbrechen. Dann nämlich beginnt die "Semana Santa", die heilige Osterwoche in Nicaragua. Alle haben eine Woche lang frei und jeder fährt an den nächsten Strand oder See um ordentlich einen drauf zu machen. Ganz hoch im Kurs ist besoffen schwimmen gehen. Da aber nur rund 25% Prozent der Nicas ( so heißen die Einwohner Nicaraguas, Nicaragueneser kann ja auch keiner aussprechen) schwimmen können, kommen nicht immer umbedingt alle wieder aus dem Wasser raus, die vorher feuchtfröhlich reingewankt sind. Tja, andere Länder andere Sitten. Es gehört wohl einfach zu guten Ton, sich mal ordentlich den Pelz zu verbrennen und die Woche drauf mit feuerrotem Teint im Büro zu erscheinen. Ob ich das auch mache, weiß ich jetzt noch nicht. Ich trage aber immerhin trotz durchschnittlich 30 Grad lange Hosen. Mein Tribut an die hiesige Mode, die Männern, egal wie unglaublich heiß es ist, verbietet in Shorts rum zu laufen. Man will ja nicht mehr als unbedingt notwendig als Tourist auffallen, deshalb auch wenn´s weh tut - lange Hose.



Nach Xiloa bin ich übrigens hinten auf der Ladefläche eines Pick Ups gefahren. Eine übliche Methode, hier durch die Gegend zu gelangen. Ein wenig (naja eigentlich ziemlich) gefährlich, aber dafür bekommt man den Fahrtwind schön ins Gesicht geblasen und kann bei Nacht die Sterne am Firmament vorbei ziehen sehen.

Donnerstag, 18. März 2010

Cars

Mein Auto. Der 4 Gang springt gerne mal raus, und manchmal
lenkt es einfach so nach rechts oder links, aber ansonsten ist es
cool.


Ich habe eine Polizistin bestochen! Ich gebs offen zu. War aber auch eher ausversehen. Wenn man in Managua Auto fährt, dann sollte man sich an eine Regel halten. Wenn ich links in eine doppelspurige Strasse einbiege, sollte ich immer auf der linken Spur landen. Ohne die andere Spur auch nur im Ansatz zu berühren. Weitere Regeln gibt´s eigentlich nicht, ok, an Ampeln und Stoppschildern wird angehalten, aber ansonsten ist hier die Hölle los! Selbst solch intuitiven Dinge wie Blinken kann hier mehreres bedeuten. Also blinken ist ja eigentlich klar: Blink ich links, will ich nach links, blinke ich rechts, will ich nach rechts. Soweit die Theorie. Hier ist es ein wenig anders: Hier bedeutet Blinken "Achtung jetzt passiert was". Also zum Beispiel blinkt jemand links, fährt aber dann seelenruhig nach rechts, oder er bleibt einfach stehen, oder er blinkt einfach vor sich her, ohne das irgendwas passiert. EInfach so. Kann man ja mal machen. Das Blinken ohne das darauf eine Handlung neben dem Fahren erfolgt ist hier besonders bei Motorradfahrern schwer in Mode. Hab heute schon 2 gesehen, die einfach fröhlich stundenlang vorsichherblinkend neben mir fuhren.

Ach ja, die Polizistin. Obwohl mir die Abbiegegeschichte schon erzählt wurde, hab ich es dank meiner Schrottkarre nicht geschafft gescheit auf der linken Spur anzukommen und wie das Schicksal so wollte, stand direkt hinter der Kreuzung eine Polizeistreife, die mich dann auch mal umgehend rausgewunken hat. Vielen Dank. Eine kleine Polizistin checkte zunächst meine Papiere um mir danach eine Standpauke zu verpassen, natürlich in superschnellem und für mich gänzlich unverständlichen Spanisch. Meine "No Comprende" und "No hablo espanol" Einwürfe hat sie dabei chalant überhört und irgendwann nur noch was von Dosciento Cordoba geprappelt. Im Nachhinein ist man ja immer schlauer. Heute weiß ich, dass ich entweder noch 10 Minuten länger "No Comprendo" hätte sagen sollen, wurde mir nämlich gesagt, dass sie einen dann irgendwann einfach ziehen lassen, oder einfach die Scheiß dosciento Cordoba an der nächsten Bank hätte zahlen sollen. Aber auf jedenfall nicht das was ich getan habe, nämlich ihr 20 Dollar zu geben!!! 20 Dollar!!! Soviel verdient die ohne Scheiß in der Woche, oder im Monat, oder was weiß ich. Naja immerhin hat sie mich dann ziehen lassen. Dosciento Cordoba (200 Cordoba) sind halt umgerechnet 8, 9 Dollar. Tja, eigentlich besticht man ja Polzisten um unter der eigentlichen Strafe davon zu kommen. Ich habe den SPieß mal umgedreht und noch ordentlich einen drauf gepackt!!! Yeah!!! Ich Trottel!

Jetzt bin ich auf die hiesige Polizei so gut wie Jungs unten im Video zu sprechen.

Dienstag, 16. März 2010

Die Reisen des jungen Ste





The Heat is on!


Hola todos!

Ich fühle mich als ob mir jemand den ganzen Tag ein Handtuch getränkt mit warmen Wasser ins Gesicht drückt. Aber da ist niemand. Das ist einfach dieses semitropische Wetter hier, was meinem kälteerprobten Naturell zu schaffen macht. Hätte mir das nicht mal jemand sagen können? Ich Idiot habe 4 Pullis dabei. Was soll ich denn mit denen? Wäre ein Wunder, wenn ich überhaupt mal einen anziehen würde.
Just im moment sind es 33 Grad. Sagt mir das Thermometer, das neben dem Schreibtisch an der Wand hängt und auf dem sich der Zeiger langsam und unbarmherzig auf die 35 zu schiebt.. Ich bin gerade in dem Haus von Ellen, einer Freundin meiner Mutter, die hier lebt und arbeitet. Mitten in Managua. Es ist 1 Uhr mittags. Man sagt, dass die Temeperatur bis 3 Uhr steigt, dann für 2 bis 3 Stunden bleibt und gegen 6 Uhr, wenn die Sonne anfängt unterzugehen langsam sinkt. Sehr langsam.
Die beste Zeit ist morgens zwischen 7 und 8 Uhr. Da würde der gewöhnliche Mitteleuropäer sagen "oh schön warm heute - ich gehe mal ins Schwimmbad". Tja, leider fühlt sich das was danach kommt eher an wie ein ausgedehnter Aufenthalt im Backofen. Ist aber auch einfach ein schlechtes Zeichen, wenn selbst die Einheimischen über die Hitze stöhnen. Aber heute ist es immerhin schon besser, als die letzen Tage. Nicht weil es kühler wäre, sondern weil ich mich irgendwie doch langsam daran gewöhne.



Bot- und Burschenschaft



Gestern abend war ich auf einem Empfang in der deutschen Botschaft. Die Botschafterin hat zu sich nach Hause eingeladen, um das 50 jährige Bestehen der deutschen Botschaft in Managua zu feiern. Es war wie man sich eine stereotypische Stehparty von wichtigen Leuten vorstellt. Es wurde vor einer malerischen Kulisse Walzer gespielt und getanzt, einem alkoholhaltige Kaltgetränke und Häppchen gereicht und natürlich mächtig Networking betrieben. Also die anderen, ich habe nicht genetworkt, ich hab gegessen und getrunken und den Blick über die Managua bei Nacht genossen. Highlight des Abends war als ich plötzlich merkte, dass in dieser nobelen Umgebung Oettinger Bier ausgeschenkt wurde. Ich hätte mich fast vor Lachen an meinem Oliven-Käse-Fleisch-Stengel verschluckt. Bis ich aufgeklärt wurde, dass Oettinger Export das einzige deutsche Bier ist, das in Managua zu kaufen gibt. Aha. Immerhin da wird bei der Ausgabe unserer Steuergelder gesparrt. Gut zu wissen....

Ich habe leider noch nicht so die Mörderfotos am Start, da ich mich noch nicht so recht traue, in dieser doch eher unvertrauten und unsicheren Gegend meine Kamera überall mit hin zu nehmen. Vielleicht werde ich bald mutiger, dann gibts bald besser Fotos, oder überhaupt keine mehr. Comprende?