Mittwoch, 18. August 2010

Hallo,

Süßes oder Saures! Nein, es gibt kein Halloween in Nicaragua, aber dafür was anderes feines. Eine Griteria. Das ist ein Fest bei dem jeder, der mitmachen will, in seinem Haus eine Marien-Statur aufstellt und den Menschen, die von Maria zu Maria pilgern kleine Geschenke gibt. Alles was sie dafür tun müssen ist "Quien causa tanta alegria" sagen, was soviel bedeutet wie "Wer verursacht eine solche Freude", dann sagt der Herr Marienstatur-Aufsteller "La conception de Maria" also "Die Wiederauferstehung von Maria" und drückt dem Fragesteller eine Kleinigkeit in die Hand. Meist Süßigkeiten oder auch mal eine Banane. Ich habe auch Streichhölzer und Feuerzeuge geschenkt bekommen. Normalerweise feiert das ganze Land dieses Fest im Dezember, aber in ein paar Städten, darunter auch Leon, wird es ebenfalls am 15. August gefeiert. In Leon mit dem besonderen Hintergrund, dass sie vor ungefähr 100 Jahren große Probleme mit ihrem hiesigen Vulkan dem Cero Negro hatten. Der wollte einfach nicht mehr aufhören zu spucken und hülte die Stadt tagelang in eine heiße Aschewolke. Irgendwann kam ein Geistiger auf die Idee, eine Marienprozession zu starten, also von Haus zu Haus zu gehen und Marien anzubetten - und... Glaube versetzt ja bekanntlich Berge, aber er kann sie auch zu stopfen, denn schwups hörte der Höllenschlund auf zu speien und die Leute konnten wieder in Ruhe Gallopinto essen. Seitdem gibts auch im August Griteria, da freun sich natürlich die Kinder Leons, die größten Profiteure dieses charmanten Festchiens.

Freudig drängeln sie sich in jeden Hauseingang und schreien nach Süßigkeiten (und ich war mittendrin!).



Nicht weit weg von Leon liegt Playa Penitas. Eine schöner Pazifikstrand mit hohen Wellen und ziemlich taffen nicaraguanischen Surfern. Stundenlang treiben sie in großen Gruppen nebeneinander her und warten auf gute Wellen. Ich schau mir das vom Strand aus an. Ich bin zwar schon ein wenig in Costa Rica surfen gewesen, aber da sind die Wellen viel harmloser und man kann gut mit einem großen Anfängerbrett sein Glück versuchen. Hier ist das anders. Besonder bemerkenswert: Es gibt auch Mädchen, die richtig gut surfen können. Denn normalerweise, und das find ich wirklich komisch, gehen hier die Frauen auch kaum ins Wasser geschweige denn überhaupt an den Strand. Oftmals, wenn ich geschmeidig wie ein Büffel in den Wellen rumhüpfe muss ich feststellen, dass die Männerquote im Umkreis um mich in etwa der eines Kneipenabends im 603 in Darmstadt entspricht - 100%. Okay, ich tu dem Kneipenabend unrecht, aber hier sind wirklich 100%.


Letztes Wochenende war ich auf einer Microferia. Das ist ungefähr wie die Herbstmesse in Darmstadt den nicaraguanischen Verhältnissen angepasst. Eigentlich ist es eine Messe für Handwerk, d.h. Schaukelstühle, davon ist das Land sowieso voll, Kunsthandwerk und jede Menge andere Kram wird hier unter die Leute gebracht. Außerdem gibt´s zig tausend Fressstände und Musik + Tanz. War nett, aber das absolute Highlight war das Rodeo. Ich hab mich schön nah an den Begrenzungsstange positioniert um hautnah dabei zu sein, wenn Mensch gegen Tier in den Ring geht. Was ich nicht wußte, dass vorher noch ein Feuerwerk 10 Meter von mir entfernt abgebrannt wurde bevor es losging. Das war wirklich infernalische, da die Raketen kreuz und quer durch die Gegend flogen, die Kinder mir sind schreinend weggerannt und mir ist eine explodierte Rakete auf dem Schoß gelandet.
Das Rodeo danach war nicht mehr so gefährlich. Die Bullen waren ziemlich tranquillo und wenn mal einer runtergeflogen ist haben sie direkt angefangen zu grasen, anstatt sich über den Bedränger herzumachen. Wohl besser so. Die Jungs hatten alle auch keinen Schutz an, abe gebetet haben sie vorher fleißig. Merke, wenn du ohne Helm und Brustpanzer auf einen Bullen steigst, vielleicht Jungfrau Maria noch einen kleinen Gruß senden, kann nicht schaden.

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