Sonntag, 3. Oktober 2010

Al Final

Während meines Aufenthalts in Nicaragua habe ich mich oft gefragt "Wie ist es wohl, wenn ich wieder zu Hause bin?". Jetzt bin ich seit 2 Tagen wieder in Deutschland und irgendwie habe ich das Gefühl, dass sich kaum was getan hat. Es ist wieder kalt, genauso kalt wie als ich im März gefahren bin, ich habe wieder meine Winterjacke an und Darmstadt würde ich nicht als eine Stadt der rasanten und ständigen Umbrüche beschreiben.

Doch wenn ich an das letzte halbe Jahr zurück denke, zieht es mir im Bauch und ich werde sehnsüchtig. Was interessant ist, da ich mich eigentlich auch oft mal nach Hause gewünscht habe während meiner Zeit in Nicaragua. Doch durch die Linse der Erinnerung sieht alles einmalig, wunderbar und durch und durch toll aus. Ist bestimmt auch gut so.

Ich späre wie die Krake namens "Alltag" langsam wieder seine Tentakel nach mir ausstreckt. Nächste Woche werde ich ein WG Zimmer in Marburg suchen und in zwei Wochen gehts schon los mit meinem Master Studiengang Friedens- und Konfliktforschung. Puh.

Meine Zeit in Nicaragua hat mich schon dahin geprägt, dass ich jetzt in der Lage bin, Deutschland anders wahrzunehmen. Auf einmal merke ich wie ordentlich, ruhig, strukturiert und sicher hier alles ist. Wie ich mir keinerlei Gedanken um meine Wertsachen mache, wenn ich in die Stadt gehe. Auch nach Anbruch der Dunkelheit durch die Gegend zu laufen ist kein Problem. Die Autos hupen nicht. Der Müll landet im Mülleimer. In den Bussen ist Platz... Und die Menschen ziehen gemütlich ihre Bahnen. Das mach ich jetzt auch wieder.

Zum Abschluss habe ich nochmal ein kleines Video von meinem Trip zusammengestellt. Ich hoffe es gefällt euch und ich hoffe ich konnte euch mit diesem Blog einen Einblick in mein Leben in Nicaragua geben und für all die, die mich vermisst haben, hoffe ich, dass es meine Abwesenheit für sie leichter zu ertragen gemacht hat!

Adios Amigos!

Mittwoch, 15. September 2010

Die Reisen des jungen Ste (2)

Hallo,

die gute Nachricht zu erst: Ich bin nicht geopfert worden! Ich mein, man weiß ja nie, was einen in einer alten Maya Stadt erwartet - blutrünstige Maya Krieger oder blutdürstende Maya Priester, für die man fleischliche Beilage zur Gotterbesänftigungszeremonie ist. Noch mal meine Haut gerettet. Beeindruckend war es auch so. Ruinas de Copan im Norden Honduras ist neben TIkal in Guatemala die größte erhaltene Mayastätte und bietet beeindruckende Tempelruinen, ausgegrabene Staturen und einen Eindruck vom Maya Alltag vor rund 1300 Jahren. Die Tempel stehen direkt im Wald, sind also umringt von großen alten Bäumen mit langen Lianen und irgendwie kam in mir eine Dschungelbuch Atmosphäre auf, obwohl das ja in Indien spielt. Egal.


Eigentlich sollte ich ja letzte Woche nach Guatemala fahren um dort an einem terre des hommes-Workshop teilzunehmen. Während über San Salvador in El Salvador mit dem Bus fuhren wurde uns mitgeteilt, dass der Workshop wegen Überflutungen und Erdrutschen in Guatemala nicht stattfinden könne, da die Anreise für die Teilnehmer aus Nicaragua und El Salvador zu gefährlich sei. Somit hatte ich unverhofft eine Woche Urlaub und konnte mir Honduras und die Maya Ruinen anschauen.
Auf dem Weg nach San Salvador habe ich mir eine sehr beeindruckende Dokumentation über Maras in der Hauptstadt von El Salvador angeschaut. "La Vida Loca" begleitet die Mitglieder einer Jugendbande über den Zeitraum von einem Jahr und gibt einen Einblick in ihren alltäglichen Wahnsinn. SIe befinden sich in einem ständigen Kriegszustand mit anderen Banden und der Polizei, Begräbnisse von Gangmitgliedern sind fast wöchentliche Veranstaltungen und vor allem ist keine Besserung in Sicht. Erinnert wenig an "Ciudad de Deus" sprich "City of God" bloß ohne alles Schöne und Nette und ohne Happy End.
Hier kann man sich einen Trailer anschauen

Meinen Urlaub in Honduras habe ich alleine bestritten. War mal eine interessante Erfahrung nur mit sich und seinem Rucksack zu sein. Und ging gut, weil es ja viele gleichgesinnte gibt, die genauso unterwegs sind. So habe ich während meines Aufenthalts in Ruinas de Copan, dem Touristenstädtchen neben den Ruinen Dänen, Belgier, Australier, Engländer und natürlich Amerikaner kennen gelernt. Sehr nett! Den naheliegende Vogelpark habe ich mir dann auch noch gegeben.


Ebenfalls absolutes Highlight in Honduras - das Essen. Leckere Pupusals, mit Bohnenpüree und Käse gefüllte Tortillas und zum Nachtisch Chocolate Fruta, Fruchteis mit sattem Schokomantel, waren absolutes Highlights, die mir das Alleine-Reisen versüßt haben. Sozusagen Frustessen aufgrund von mangelnder Gesellschaft.




Meine Zeit hier neigt sich langsam aber sicher dem Ende. Mein Rückflug geht am 30. September und ich werde am 1.Oktober wieder in Deutschland landen. Ab Mitte Oktober werde ich einen Masterstudiengang in Marburg beginnen. Friedens und Konfliktforschung heißt das Ding. Bin schonmal sehr gespannt aber auch schon wehmütig, weil ich merke wie mir meine verbleibende Zeit hier durch die Finger rinnt. Mal schaun ob ich noch was Cooles machen kann...

Viele Grüße
Stefan