Montag, 3. Mai 2010

Der deutsche Patient

Esteli, wo ich gerade bin, hat heute bis sechs Uhr kein Strom und kein Wasser. Meine Gastfamilie ist gerade in der Kirche, nur der Vater ist in der Küche und kocht. Meine Hilfe wird dort auch nicht gebraucht. Und weil kein Strom, deshalb auch kein Internetcafe, bin ich in einer Blase der Langweile. Den einzigen Zeitvertreib den ich gerade habe ist an meinen tausenden Mückenstichen zu kratzen oder halt eben einen Blogeintrag auf meinem Laptop zu schreiben und erst später zu veröffentlichen. Was so eben geschieht.


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Seit gut eineinhalb Wochen bin ich jetzt aus Managua raus, was im Großen und Ganzen schon mal gut ist. Gab jetzt auch tatsächlich Tage an denen ich nur Spanisch gesprochen habe. Zum Beispiel letzte Woche bei meiner Gastfamilie in Palakagüina, einem kleinen Dorf eine Busstunde von Esteli entfernt. Dort sagen sich Hase und Igel wirklich noch Buenas Noches, ein dermaßen idylisches Fleckchen habe ich eigentlich noch nie gesehen. Die Familie war super nett und schon fast von einer erdrückenden Fürsorge.

Ein Haus in dem drei Generationen Frauen wohnen und keine Maenner. Oma, Tochter und Tochtertochter. Da war ein weißer Europäer natürlich eine große Attraktion und die 15 jaehrige hat mich auch direkt mit Te Quiero-Briefen ueberhaeuft. Leider kann ich so schlecht „Nein“ sagen, mit der Folge, dass ich letzten Mittwoch dreimal Gallopinto (Reis mit Bohnen) gegessen habe, was im Anbetracht der verwendeten Ölmenge bei der Zubereitung dieses Gerichtes schon ein gewisser Knock-Out für meinen Mittel-Europaeischen-Magen war. Das Resultat war eine Nacht über der Kloschüssel. Die Häuser in Nicaragua sind nicht mit denen bei uns zu vergleichen, denn wenn man will, hört man fast alles. War natürlich schön peinlich, als ich mich in der Nacht über die Schüssel gebeugt habe und mit den passenden Begleitgeraeuschen zu meiner oralen Magenentleerung das ganze Haus geweckt habe. Es wurde sich dann aber auch wirklich herzlich um mich gekümmert und nach einem Tag im Bett war ich wieder obenauf.



Vor Palakagüina war ich für vier Tage in Esteli auf einem Theaterworkshop von Movitep-sf, einer allgemeinnützigen Organisation, die sich für das Volkstheater in Nicaragua einsetzt. Jugendliche und junge Erwachsene aus Theatergruppen des ganzen Landes kommen regelmäßig zusammen und erhalten neue Innovationen und Anregungen für ihr Theaterspiel. Thema diesmal: Masken. Und ich habe tätsächlich zum ersten Mal in meinem Leben eine Gipsmaske gemacht. Besser spät als nie.

Die Gespräche, die ich mit den Teilnehmern für terre des hommes geführt habe, waren äußerst interessant. Einer von ihnen, Oscar ein 22 jähriger aus Managua, war sogar schon mal 2 Jahre im Knast. Eigentlich kaum vorstellbar, der Typ war nämlich oberwitzig und sehr freundlich, hat aber, als er selber noch in einer Gang war, ein Mitglied einer anderen Gang fast zu Tode geprügelt. Harter Shit.

Jetzt bin ich wieder in Esteli und bei einer anderen Gastfamilie für noch eine weitere Woche Sprachkurs. Gestern bin ich ein wenig auf Entdeckungsreise gewesen und habe lustigerweise Patrick, einen anderen deutschen Freiwilligen, den ich in Somoto kennen gelernt habe, auf dem Markt bei einer Tourismus-Messe getroffen. Dieses Land scheint wirklich klein zu sein. Und generell, wenn man Ausländer trifft sind das entweder Deutsche, oder Holländer oder natürlich Amis. Aber meistens deutsche und das Geile ist, man erkennt sie auch sofort als solche. Ist bei mir bestimmt auch nicht anders.
Abends war ich dann in der hiesigen Schicki-Micki-Disco fuer reiche Grossgrundbestizer und Touris.War sehr witzig. Dieses Land ist uebrigens fest in Reagatonhand. Groesster Hit momentan --> Pitbull


P.S. Hirnloses Video gibts naechstes Mal, hat noch nicht die passende Gelegenheit

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